Kennengelernt haben wir Jorgos vor einigen Jahren, über einen gemeinsamen Freund, auf dem Wochenmarkt in Pyrgos. Jorgos ist dort für seine Zitrusfrüchte bekannt. In den letzten Jahren haben wir so immer wieder seine Orangen gekauft. Im Jahr 2009 schien es uns doch wichtig und interessant, etwas genauer auf diese Orangen und die Person dahinter zu schauen.
Jorgos wohnt und hat seinen Zitrusgarten, in einem kleinen Dorf nördlich von Pyrgos. Einen schönen, ausgewachsenen Zitrusgarten der alles an Sorten und Früchten beherbergt, was in dieser Gegend möglich ist. Alles heißt: Orangen jeglicher Sorten, Clementinen, Mandarinen, Kumquats, Zitronen, Grapefruits und sogar Esszitronen.
Dieser große Zitrusgarten ist der Inhalt und die Erwerbsquelle der Familie. Bewirtschaftet wird der Hain von Jorgo. Seine Familie kann ihm nicht viel helfen. Seine Tochter ist von Geburt an schwertstbehindert und muss ständig beaufsichtigt und gepflegt werden, seine andere Tochter, studierte Medizin bis sie ein tragischer Autounfall monatelang ins Krankenhaus verbannte. Die Operationen und die Rehamaßnahmen haben das gesamte Vermögen der Famile aufgebraucht. Helfen tut Jorgo eine bulgarische Familie: Der Mann tatkräftig in der Plantage, die Frau und die erwachsene Tochter im Haushalt und bei der Pflege der behinderten Tochter. Der Sohn geht in Griechenland zur Schule.
Auffallend ist, man trifft immer einen gut aufgelegten Bauern Jorgo. Wenn die Ernte schlecht ist und die Probleme nicht endend, hat Jorgo trotzdem immer ein Späßchen parat, geht immer offen und freundlich auf seine Mitmenschen zu und gibt offensichtlich nie auf.
Wir unterstützen ihn gerne indem wir nicht irgendwelche, sondern eben seine Orangen kaufen!
Auch 2010 hatten wir wieder Zitrusfrüchte von Jorgo: Und zwar Zitronen, Grapefruit, Mandarinen und Saftorangen (Sanguinis). Wie immer hatten wir ihn freudig und lustig angetroffen obwohl seine Pechsträhne keineswegs abgerissen ist. Im Dezember war man bei ihm im Haus eingebrochen und hatte die Geldbörse mit den Einnahmen vom Markt geklaut. Im Januar dann wurden ihm 20 Säcke mit Oliven vor der Olivenmühle geklaut. Im Februar 2010 stammte die Orangenlieferung auch wieder von Jorgos, immerhin 4 Tonnen Orangen.
In der Saison 2010/2011 sind wir durch Vermittlung von Thanas auf seinen Freund Opa Giannis aufmerksam geworden. Giannis hat eine ganz kleine Plantage mit ca. 5 Tonnen Erntemenge. Die Bäume stehen luftig und frei im weiteren Bereich des Alfiostales. Das heißt, hier gibt es immer Wasser. Es führt die Beton - Bewässerungsrinne auch direkt an dem Grundstück vorbei. Opa Giannis hat bedingt durch das immer zur Verfügung stehende Wasser und durch das milde, begünstigte Klima des Alfios - Deltas eine recht zuverlässige und vor allem sehr frühe Ernte. Die Orangen sind mindestens 6 Wochen früher reif, als unsere in der Ouphria.
Opa Giannis war gleich sympathisch, mit seiner unkomplizierten und zuverlässigen Art. Spritzen braucht er nicht. Außerdem war das der erste Orangenbauer, welchen wir getroffen haben, welcher seine Orangen selbst und alleine erntet. Tatsächlich ganz alleine, jedoch trotzdem absolut zuverlässig und pünktlich wie vereinbart - und das mit ca. 80 Jahren! So haben wir im November 2010 die ersten Orangen von Opa Giannis geholt, zu einem Zeitpunkt als unsere noch grün waren. Im Januar dann eine weitere kleine Menge.
Auch die Saison 2011 / 2012 begannen wir wieder mit Opa Giannis. Mitte / Ende November waren die Orangen zwar noch nicht ganz so süß wie wir das aus dem Januar und Februar gewohnt sind, aber die Kundschaft wünscht sich auch vor Weihnachten schon Orangen! Machen wir gerne! Opa Giannis' Orangen sind die frühesten, welche wir kennen und deshalb hatten wir hiermit wieder die Saison eröffnet.
Die große Menge an Orangen kam 2010 von einem Orangengarten am Alfios, etwas nördlich von Epitalio. Ein sehr gut angelegter und gepflegter Hain, welcher uns wundervolle Früchte beschert hat. Die Bäume sind hier sehr weit auseinander gepflanzt, so kann Licht, Luft und Wind durch die Bäume streichen. Bewirtschaftet wird der Garten von Thanasis, stand 2010 83 Jahre alt, immer fröhlich, immer engagiert für seine Orangen.
Eine erste Ernte für uns wurde mitte Januar 2010 gepflückt. Unter idealen Bedingungen: trocken, sonnig, ein bischen Wind, so haben wir Orangen der Extra - Klasse bekommen.
In 2011 / 2012 konnten wir wieder eine größere Menge Orangen bei Thanasis einkaufen, bzw. bei seinem Neffen Sakis, der den Orangenhain neben Thanasis besitzt und diesen mit Thanas zusammen bewirtschaftet. So kam die erste Lieferung im Dezember 2011 aus dem Orangengarten von Sakis und die nächste Lieferung, mitte Januar 2012 dann von Thanasis. Die Qualität dieser Orangen ist einfach überzeugend!
Wie geplant kam die Januar - Lieferung 2012 wieder von Thanasis Zoppelas. Sein junger Orangengarten in der Nähe des Dorfes Barbassena wurde für uns abgeerntet. Ein Orangengarten, welcher schon durch seine Lage überzeugt. Eingebettet in sanfte Hügel, vielleicht 300 Bäume, sehr weit und licht gepflanzt. Benachbart sind Olivengärten. Ein junger Hain, welcher zumindest 2012 schöne große Früchte geliefert hat - ein Genuss.
Die Februar Lieferung 2012 hatte es wieder in sich und ist einen kleinen, wichtigen Bericht wert. Thanasis hat die Lieferung für uns zusammengestellt. Ein Drittel aus seinen Orangen, ein Drittel die Orangen seiner Schwester und ein Drittel von einem Nachbarn. Das Wetter in der Erntewoche war schwierig, aber gut geplant haben wir vor dem Regen ernten können, die geernteten Kisten gut abgedeckt und geschützt, dann nach dem Regen am Freitag nachmittag verladen. Soweit so gut, wohl organisiert hat Alles geklappt und die Orangen waren auf dem Schiff über die Adria also in Sicherheit!
Dann brach unvermittelt genau über der Region unserer Orangen ein "Jahrhundert - Hochwasser" herein. Keine Übertreibung, das hat die Region noch nicht erlebt. In kürzester Zeit fielen sintflutartige Regenfälle und haben aus Land und Stadt (Pyrgos) reisende Bäche und Seen gemacht. Man darf sich das so vorstellen dass die Orangenplantage von Thanasis gut 2 Meter im Wasser stand, das heißt die Bäume guckten grade mal so mit den Spitzen noch oben heraus. In den Häusern der Stadt stand das Wasser großflächig, teilweise bis zu 1,5m hoch, sogar im Erdgeschoss, von den Kellern gar nicht zu sprechen. Und jetzt der tragische Bezug zu unseren Orangen. Die Schwester unseres Thanasis (ein Drittel der Lieferung) wohnte in einem alten, ebenerdigen Steinhäuschen in den Orangenplantagen. Dieses Häuschen wurde anscheinend schwer von einem plötzlich reißenden Fluss getroffen und die alte Dame von den Wassermassen erfasst und weggespült, sie ist ertrunken! Wir möchten niemandem den Genuss der Orangen verderben, aber, lassen Sie uns trotzdem ein kleines Bisschen an die Schicksale dahinter denken und mit guten Gedanken diese alte Frau auf ihrem Weg begleiten.
Trauriger Nachtrag: Im Jahre 2015 ist Thanasis Zopelas verstorben. Wir trauern um ein Original, knorrig, authentisch liebenswert! Wir haben viel über Orangen gelernt und wie man Landwirtschaft organisieren kann.